Dieser beherrschende Berg, im nördlichen Oberschwaben der einzige Berg, hat eine geheimnisvolle Macht. Er nimmt den Blick der Augen und das Sehnen des Herzens mit hinauf aus dem Alltäglichen und Irdischen, bis hinauf zu den Höhen des Himmels und in die Unendlichkeit Gottes.
Der römische Geschichtenschreiber Tacitus berichtete schon von diesem Berg. Er hebt es hervor an der Stelle, wo er von den Semnonen, den Vorfahren der Schwaben erzählt; eine besondere Begabung, das Unsichtbare zu sehen und in der Selle nach innen zu hören. Zu seiner Zeit wohnten die Stämme noch östlich der Elbe. Später, nach der Völkerwanderung, als das Bussenland schwäbisch geworden war, berichtete der griechische Geschichteschreiber Agathis, dass die Schwaben als Stätte der Götteropfer gern die Höhen auswählten.
Die Kirche auf dem Bussen reicht urkundlich in die älteste christliche Zeit zurück. Man hätte die Kirche gewiß nicht gerade auf einen so beschwerlichen Berg gestellt, wenn er nicht schon vorher in der heidnischen Zeit als heiliger Berg der Anbetung und des Opfers gegolten hätte. Auch die uralten Sagen, die sich um den Berg ranken, weisen in diese Richtung; der feurige Ritter am Berg, die geheimnisvolle Schicksalsfrau am Berg, der verborgene Schatz, die goldene Schlange und der schwarze Pudel mit den Feueraugen.
In der ältesten Bussenurkunde vom 23.Oktober 805 wird die Kirche an das Kloster des hl.Gallus geschenkt. Gallus ist einer der ersten christlichen Glaubensboten im schwäbischen Kernland.
Die erste Bussenkirche war vermutlich eine Holzkirche. In der zweiten Bussenurkunde vom Jahr 892 wird auf dem Bussen die Verehrung des hl. Leodegar bezeugt. Die Achse der jetzigen Kirche ist genau zum Sonnaufgang am Johannisfest ausgerichtet. Weil dasselbe von der rückwärtigen Bergwiese gilt, kann man davon die uralte Bedeutung der Sonnenwende erkennen. Am Fuß des Berges leuchteten bis zum Beginn des Jahrhunderts die Johannisfeuer. Rundum lebt noch der Brauch der Funkenfeuer zum ersten Sonntag auf Ostern.
Über allem Wechsel der Zeiten blieben Kirche und Turm auf dem Berg das Wahrzeichen des Landes. Erst durch Kirche und betende Menschen wird der Bussen wirklich zu einem heiligen Berg.